Das König-Karlmann-Gymnasium wird 50 Jahre alt – Einblicke in die Schulchronik

Altötting. Es war die Zeit von Willy Brand und der ersten sozialliberalen Koalition. Schulbildung und Studium, so lautete ein politisches Credo, sollten nicht mehr von Stand und Herkunft abhängen dürfen. Es war die Zeit, als mit Seban Dönhuber ein Sozialdemokrat Landrat von Altötting war. Und eine der ersten Kreistagsentscheidungen seiner Amtszeit, die 30 Jahre währen sollte, betraf die Gründung eines Gymnasiums in Altötting.
Die Schulpolitiker im Freistaat dachten nämlich nicht so freigeistig wie die Bundesregierung und lehnten eine höhere staatliche Bildungseinrichtung in der Wallfahrtsstadt ab. Schließlich gab es ja Gymnasien in Mühldorf und Burghausen. Der Altöttinger Kreistag aber folgte seinem jungen Landrat, zeigte Wagemut und beschloss am 4. Mai 1970, die höhere Bildung in die eigenen Hände zu nehmen. Und schon gut vier Monate später wurde der Betrieb aufgenommen.
In der Berufsschule bekamen Gründungsdirektor Josef Egginger, zwei weitere hauptberufliche und sechs nebenberufliche Lehrer sowie die 75 Schüler – 59 Buben und 16 Mädchen – zwei Klassenräume und einen Wirtschaftsraum zur Verfügung gestellt. So spartanisch gestaltete sich der Start.

„Mit Sack und Pack über Bauschutt hinweg“ wurde die neue Schule am 13. September 1973 bezogen, erinnerte sich Gründungsdirektor Josef Egginger.

Drei Jahre wurde in der Berufsschule unterrichtet, dann war das neue Schulgebäude
fertig. Unser Bild stammt aus dem Jahr 1972. − Fotos: ANA-Archiv/ecs.

„Werden und Wandel einer Schule“ – mit diesen Worten beschrieb Egginger gern die Geschichte „seines“ Gymnasiums. Denn im zweiten Schuljahr kamen bereits 109 Fünftklässler hinzu, der Platz wurde knapp. Der Bau einer neuen Schule war schon auf dem Weg. Bezogen wurde diese – „mit Sack und Pack über Bauschutt hinweg“ (Egginger) – am 13. September 1973. Mittlerweile hatte man 583 Schüler.
Mit der Schule wuchsen auch die Aktivitäten. Auslandsbeziehungen wurden aufgebaut; jene nach Thonon am Genfer See hält schon über 40 Jahre. Eine Schulbibliothek wurde aufgebaut. Und ein Name wurde gesucht. Eigentlicher Favorit der Politik als Pate war Herzog Ludwig der Kelheimer, den Verantwortlichen in der Schule sagte er aber nicht zu. Erst kurz vor der Verstaatlichung kam dann König Karlmann zu Ehren.
Dieser Übergang der Trägerschaft vom Landkreis auf den Freistaat war kein leichtes Unterfangen. Die wichtigste Rolle spielte Gerold Tandler, damals CSU-Fraktionschef im Landtag und enger Vertrauter des Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Für die Mitarbeiter bedeutete dieser Schritt, dass sie nun Angestellte bzw. Beamte beim Staat waren. Vollzogen wurde die Verstaatlichung am 1. August 1986.
Die Ära des Gründungsdirektor währte 20 Jahre, zum Schuljahr 1990/1991 übernahm Gernot Lamatsch. Dessen Anfangszeit war von Raumnot geprägt, die Schülerzahlen überstiegen die 1000er Grenze. Abhilfe wurde durch den Pavillon für die Naturwissenschaften geschaffen, der 1994 eingeweiht wurde.
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurden Angebote initiiert, die die Außenwirkung der Schule stärkten, namentlich 1995 die Bigband sowie 1998 die Präsentationsabende für die Facharbeiten. Veranstaltungen zur Studien- und Berufsorientierung wurden ebenso fester Bestandteil des Schullebens. Ein Schock für die Schule war dann der 5. Juli 2002, als Gernot Lamatsch völlig unerwartet starb.
Nachfolger Rainer Jonda setzte Akzente mit Initiativen in der Öffentlichkeitsarbeit und durch ein Schulprogramm, in das sich Eltern, Schüler und Lehrer einbringen konnten. Baulich und in der EDV-Ausstattung wurden Maßnahmen in Angriff genommen, die Außenfassade wurde saniert, mit der Firma Dyneon aus dem Industriepark Gendorf das „Unternehmen Schule“ gegründet. Und Jonda setzte auf soziale Projekte insbesondere in Brasilien; 2008 gab es sogar eine Brasilienfahrt. Zum Ende der Nullerjahre wurde die Ganztagesklasse und die Einführungsklasse für besonders begabte Schüler mit Mittlerer Reife ins Werk gesetzt.

Die Schulleiter des König-Karlmann-Gymnasiums: (von links) Josef Egginger (1970 – 1990), Gernot Lamatsch (1990 – 2002), Rainer Jonda (2002 – 2011) und Rudolf Schramm (seit 2011).

„Kompetent, kreativ, ganzheitlich“ ist der Wahlspruch von Rudolf Schramm, der das KKG seit 2011 leitet; zuvor war er bereits stv. Chef gewesen. In seiner Anfangszeit vollzog sich ein Generationenwechsel, denn nicht wenige der Kollegen waren seit den Gründungsjahren dabei. Als Naturwissenschaftler freut er sich über die Beteiligung am TUM-Schulcluster; eine zentrale Säule ist der Junior Science Slam. Die Digitalisierung der Schulorganisation, aber auch des Unterrichts treibt er voran. Die Sportklasse schärft das schulische Profil, die Vertiefung der Werteerziehung („Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) und die Flüchtlings-Integrationsarbeit das soziale. Und die Außenwirkung wird erhöht, neben den bekannten Konzertformaten gibt es Kleinkunst- und Tonart-Abende und die Reihe „Karlmann im Gespräch“. Schramm liegt an Transparenz und daran, dass die Schule 50 Jahre nach ihrer Gründung mitten im öffentlichen Leben steht.
− ecs – ANA vom 08.02.2020

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